H 470 Koralle
H 470 Koralle
KölnRumpf: Eiche/Mahagoni, Deck: Mahagoni
Ein Bericht von Michael Lohmeyer
Ich kaufte im Herbst 2007 die Elb-H-Jolle Koralle von Volker Schröder aus Stade, der sie die ersten 48 Jahre gesegelt hatte, manche Regatta mit ihr gefahren und nun bereit war, seine Jolle in gute Hände abzugeben.
Die Koralle lag deshalb seit ca. 5 Jahren auf, dennoch kaufte ich sie in der üblichen Illusion, mit ein paar kleineren Reparaturen und ausreichend Lack das Boot wieder hübsch und flott zu machen, was sich bei einem ersten Zuwasserbringen auch zu bewahrheiten schien. Nach einem Tag war sie dicht, obwohl noch nicht repariert an den wenigen Stellen (Laschen), die eindeutig repariert werden mussten.
Dann brachte ich sie zu Detlef Staats (Klassik-Yachts) in Balje, den mir ein Freund empfohlen hatte. Als ich zum zweiten Mal wieder hinfuhr, hatte er sie auf den Kopf gedreht und wir begutachteten die Schäden, die von Beginn an klar waren, dann die, die Detlef zusätzlich entdeckt hatte (durch eigene Restaurationsarbeiten am Haus war ich erfahren genug, um von weiteren Entdeckungen nicht besonders überrascht zu werden) … und dann ging es irgendwann darum, was an Bodenplanken denn wohl drin bleiben könnte. Und dann wurde mir klar, dass ich es besser hätte wissen können: Der größte Teil der eichenen Planken war an den Rändern angemorscht, also: Weiträumig ausleisten, dazu eine große Zahl einzelner Stellen in Angriff nehmen war die eine Variante – oder Nägel mit Köppen machen und den ganzen Boden auswechseln. Die Frage wurde sehr schnell noch an diesem Tag entschieden, weiter wurde entschieden, dass es Mahagoni werden würde und dass nur noch drei Planken seitlich über der Wasserlinie als Zeugnisse aus der Eichenzeit überleben würden.
So geschah es dann zu meiner Begeisterung in wirklich Superqualität, das muss zum Lobe Detlef Staats gesagt werden. Ich durfte noch den Boden mit wegsägen, danach sah das Boot aus, als ob es unter keinen Umständen überleben und eher einer Einäscherung entgegensehen würde.
Und dann, mit weiteren Wochen an (Detlefs) Arbeit, wuchs der Boden allmählich wieder zusammen, tausende von Nieten wurden mit Hilfe von Detlefs Vater Johann gesetzt und verpfropft, jeder Plankengang ein Grund zum Feiern.
Einige Spanten im Bodenbereich mussten ebenfalls dran glauben und v.a. etwa die Hälfte der eingebogenen wurden erneuert Natürlich war es damit auch noch nicht getan, der Schwertkasten, ein “Verbrauchsgegenstand” laut Detlef, wurde ausgewechselt und mit dem alten Deckel wieder versehen, die alten Beschläge neu verchromt oder verzinkt, dann ging es ans Lackieren und dabei bewies Detlef wieder sein Auge und Händchen.
Mein Kommentar als ehemaliger Tuppertopfsegler, nachdem ich den ersten Lack, die mit Blattgold neu ausgelegte Göhle und den roten Wasserpass besichtigen durfte: “Die ist viel zu schön für mich!”
Als Volker Schröder sein altes Boot das erste Mal wieder im Stader Holzhafen sah, konnte jeder erkennen, dass er froh war, an den Richtigen verkauft zu haben, wobei der Richtige ja erst mal nur der war, der sie zum richtigen Bootsbauer gebracht hatte. Noch heute, fast ein Jahr nach dem Beginn des zweiten Lebens der Koralle, segle ich das Boot (zur Erheiterung Detlefs) mit Ehrfurcht - und ganz viel Spaß, es fährt sich wie ein alter BMW: Immer noch sportlich bis kampflustig, aber natürlich nicht mehr ganz konkurrenzfähig zu modernen Typen.
Auch 2009 hat die Koralle noch keine neuen Segel, spätestens ab 4 Bft kann jede/r das Kartoffelsackdesign erkennen, eine neue Plane war zum Erhalt des Boots für 2009 wichtiger, es geht ja schließlich nicht nur ums Segeln - oder doch?
Update: 2011 wurde das Boot nach Köln verkauft.